Umgang mit Fehlern und Schuld
Nehmen wir an, die Eltern eines Kindes, das an ADS / ADHS leidet, wollten der hier vorgeschlagenen Lösung folgen. Sie würden also versuchen herauszufinden, was die Talente und Interessen ihres Kindes sind, um es dann in diesen Bereichen zu fördern und zu fordern.
Dann wären sie gleichzeitig mit der Tatsache konfrontiert, dass das in der Vergangenheit nicht geschehen ist. Sie hätten möglicherweise das Gefühl, dass sie wichtige Dinge versäumt und ihrem Kind somit geschadet haben.
Wenn es sich um das eigene Kind handelt, können das sehr intensive Gefühle sein.
Ein zentrales Thema meiner Bücher ist es, sich seinen Gefühlen zu stellen.
Das ist aber nicht der gegenwärtig überwiegend übliche Umgang mit Gefühlen. Gefühle werden gemieden und blockiert. Man tut alles, um den unangenehmen Gefühlen seines Lebens nicht zu begegnen.
Genau das ist aber einer der Hauptgründe dafür, dass notwendige Kurskorrekturen nicht stattfinden. Eine Kurskorrektur bedeutet häufig auch die emotionale Konfrontation mit dem Umstand, in der Vergangenheit etwas falsch gemacht oder versäumt zu haben.
Eltern könnten die dringend nötigen Änderungen meiden, um nicht mit der Situation konfrontiert zu werden, etwas falsch gemacht zu haben.
Deshalb möchte ich dazu auch eines anmerken:
Meine Vorschläge zur Lösung von ADS / ADHS entsprechen nicht dem derzeit vorherrschenden Denken des Menschen. Es ist nicht die Schuld einzelner Eltern, wichtige Schritte in der Entwicklung ihrer Kinder versäumt zu haben. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen, das dringend auch einer gesamtgesellschaftlichen Lösung bedarf.
Trotzdem erfordert eine persönliche Entwicklung in jedem Fall, dass Menschen sich der emotionalen Kehrseite der Fehler ihrer Vergangenheit stellen. Dass das überwiegend nicht geschieht, ist gleichzeitig eine der Hauptursachen dafür, dass die Menschheit sich seit Jahrzehnten nicht nur in einer Phase der Stagnation sondern sogar der geistigen und seelischen Zurückentwicklung befindet.